WPU ODER AG: KUNST ALS MITTEL ZUR PERSÖNLICHKEITSBILDUNG

Wer ich bin und wohin ich möchte

Nachdem wir Ziel und Weg im Rahmen eines Pilotprogramms mit der Louise von Rothschild Schule erfolgreich erprobt haben (eine Evaluierung liegt vor) möchten wir das Konzept WPU/AG – Kunst den weiterführenden Schulen anbieten.

Zielsetzungen:

Beitrag zur Persönlichkeitsbildung durch Kunst-Workshops

Schulformat:

WPU Kunstunterricht oder als AG

Teilnehmer/innen:

SuS der weiterführenden Schulen (Haupt-Realschulen und IGS`s) die sich für die WPU oder AG interessieren und anmelden.

Alter der SuS: > 13 Jahre

Inhalt/Ablauf:

  • Workshops Schule
    • Foto: Sichtweisen
    • Kunst: Der Baum
  • Exkursionen
    • Museumsführung: Städel
    • Graffity: Atelier Naxoshalle
    • Scherenschnitte: Goethehaus

Verantwortlich für WPU in der Schule: Kunstlehrer/in

Zeitraum:

Schuljahr / Schulhalbjahr

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Projektpartner:

Günther Bauer, Janine Maschinsky, Städel, Atelier Naxoshalle, Goethehaus.

Seit Programmstart haben 30 Schulen und Einrichtungen über 100 Einzelveranstaltungen gebucht, die wir hier als Projektangebot zusammengefasst haben. 

Ansprechpartner bei Lions für Fragen, Terminplanung, Buchung:

Mathias Kaluza,

buero@g-k-architekten.info

2024.01_17. Interview mit Frau Mareike Schäfer. Konrektorin und Kunstlehrerin an der Louise-von-Rothschild-Schule in Frankfurt am Main

Die Louise-von-Rothschild-Schule ist eine Realschule mit ca. 500 Schüler*innen in Frankfurt am Main. Sie unterrichten Kunst an dieser Schule, seit wann?

Frau Schäfer:

Ich habe meine Stelle als Konrektorin an der Louise-von-Rothschild-Schule im Februar 2018 angetreten. Seitdem unterrichte ich auch das Fach Kunst an unserer Schule. Zuvor war ich 5 Jahre lang Lehrkraft und Fachleitung Kunst an einer anderen Frankfurter Realschule.

Die Louise-von-Rothschild-Schule hat eine enge Partnerschaft mit den Veranstaltern des Projektes „Together Frankfurt“ – also Frankfurter LIONS Clubs.

Im Rahmen dieses Projektes gibt es ein Angebot, welches darauf zielt, Kunst als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung einzusetzen. Sie gestalten dieses Projekt bereits im 5. Jahr in ihrer Schule – warum?

Frau Schäfer:

Ausgangspunkt war der Wunsch von „Together Frankfurt“, dass die verschiedenen künstlerischen Workshops regelmäßiger gebucht werden und nachhaltig einen Beitrag zur Bildung und Entwicklung der Schülerinnen und Schüler leisten. Im Zuge dessen kam die Idee auf, die verschiedenen Einzelangebote als Gesamtpaket für allgemeinbildende Schulen anzubieten und thematisch zu verknüpfen.  Im Austausch mit den Verantwortlichen von Together Frankfurt sowie den WorkshopleiterInnen entstand dann das Format wie es heute angeboten wird. Nach dem ersten Testlauf haben wir dies evaluiert und ein paar Dinge den Inhalt sowie die Zeit betreffend optimiert. Das Projekt haben wir dann nach der Pilotphase aufgrund der positiven Erfahrungen und Rückmeldungen der SchülerInnen fest in unser Schulprogramm aufgenommen. Somit bringen wir die ästhetische Bildung an unserer Schule weiter voran und bieten unseren SchülerInnen ein Format, welches verschiedene Zugänge zur Kunst ermöglicht, welche die SchülerInnen in besonderem Maße ansprechen.

Das Projekt ist im Rahmen eines Wahlpflichtunterrichts (WPU) organisiert. Wie alt sind die Schüler*innen, die an der WPU teilnehmen und was motiviert sie dazu teilzunehmen?

Frau Schäfer:

Die teilnehmenden SchülerInnen sind in der 7. Klasse und zwischen 12 und 14 Jahre alt. Sie können im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts entsprechend ihrer persönlichen Neigungen aus drei verschiedenen Kursangeboten einen Kurs auswählen, welchen Sie dann ein Halbjahr lang belegen. Der Großteil der Teilnehmenden wählt diesen WPU-Kurs aufgrund einer persönlichen Affinität zum Fach Kunst. Ein weiterer Einwahlgrund sind die vielen verschiedenen Workshops und außerschulischen Lernorte. Oft wünschen sich die TeilnehmerInnen im Laufe des Kurses noch weitere Workshops oder Besuche außerschulischer Lernorte.

Was sind die Maßstäbe mit denen Sie die Leistung der Schüler*innen in diesem Wahlpflicht-Unterricht bewerten?

Frau Schäfer:

Wie in jedem anderen Unterrichtsfach müssen die SchülerInnen natürlich auch im Wahlpflichtkurs benotet werden. Einen Großteil der Zeugnisnote macht hier die Mitarbeit während der regulären Unterrichtsstunden sowie der Workshops aus. Dazu zählen unter anderem die Beteiligung an Unterrichtsgesprächen, die Präsentation der Arbeitsergebnisse sowie die Arbeitseinstellung während der praktischen Arbeitsphasen. Darüber hinaus werden praktischen Arbeiten der Lernenden bewertet, welche in den regulären Unterrichtsstunden außerhalb der Workshops entstehen. Auch Arbeitsergebnisse aus den Workshops fließen zum Teil in die Benotung mit ein –hier dürfen die Lernenden selbst entscheiden, ob sie eine der daraus entstandenen Arbeiten zur Benotung abgeben möchten. Dies ist bewusst so gewählt, da es in den Workshops vorranging um verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten der eigenen Persönlichkeit, persönlicher Werte, Empfindungen, Erfahrungen etc., sprich die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich geht und die SchülerInnen teilen hier viele sehr private Dinge mit. Es gibt daher auch Phasen oder praktische Arbeiten, die bewertungsfrei sind, um ein freieres Ausprobieren zu ermöglichen.

Die einzelnen Workshops verlangen ja eine Reflexion in der Gruppe. Die Schüler*innen sollen erklären, warum sie dies oder jenes gemalt, fotografiert haben. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Frau Schäfer:

Durch die abschließenden Gespräche im Plenum wird den SchülerInnen ermöglicht, ihren Arbeitsprozess sowie ihre entstandene praktische Arbeit zu reflektieren. Hier wird nicht nur das Ergebnis präsentiert, sondern der Entstehungsprozess dessen und damit verbundene Schwierigkeiten sowie Lösungsansätze erläutert. Die Hürde, dies im Plenum zu präsentieren ist anfangs bei den meisten groß, jedoch finden sich von Mal zu Mal mehr SchülerInnen, welche sich für die Präsentation ihrer Arbeitsergebnisse freiwillig melden. Dies liegt unter anderem an den positiven Erfahrungen aus den Präsentationen der vorangegangen Stunden und dem wertschätzenden, konstruktiven Feedback der MitschülerInnen und WorkshopleiterInnen, aber auch an gestiegenem Selbstvertrauen in die eigene Präsentations- und Reflexionskompetenz.

Werden die Arbeitsergebnisse und Erfahrungen der Workshops in anderen Unterrichtsfächern weiterverwendet, z.B. soziale Fächer oder Fremdsprachenfächer?

Frau Schäfer:

In den Workshops wird teilweise ein hohes Maß an Kreativität, Problemlöse- und Reflexionskompetenz gefordert und die Lernenden stehen vor praktischen Aufgaben, die sehr offen gestaltet sind. Hieran wachsen die TeilnehmerInnen im Laufe des Kurses und können ihre Erfahrungen und neu gewonnenen Erkenntnisse natürlich auch auf andere Fächer übertragen. Auch die Fähigkeit, eigene Arbeitsprozesse und –ergebnisse zu reflektieren und verbalisieren, welche die Lernenden im Kurs weiter ausbauen, ist für andere Unterrichtsfächer von großem Nutzen.

Es gibt bei den Workshops 2 externe Veranstaltungen, Naxosatelier und Goethehaus, wie werden diese „Außer Haus“ Veranstaltungen von den Schüler*innen aufgenommen und beurteilt?

Frau Schäfer:

Außerschulische Lernorte haben per se einen hohen Motivationscharakter und werden von unseren SchülerInnen in der Regel gut angenommen. Originale Kunstwerke, seien es die Graffitis teils weltweit tätiger Sprayer im Naxosatelier oder aber die im Goethe- haus ausgestellten Gemälde etc. haben auf die Lernenden eine besondere Wirkung und faszinieren auch diejenigen, welche zunächst weniger an Kunst interessiert sind. Es ergeben sich daraus zahlreiche und vielfältige Gesprächsanlässe, in denen jedes Mal auf die besonderen Interessen und Erfahrungen der SchülerInnen eingegangen wird. Das Naxosatelier suchten einige Lernenden sogar in ihrer Freizeit nochmals auf, um an dem dort angebotenen offenen Atelier teilzunehmen.

Erfahrungsgemäß werden sich zusätzlich zu den beiden bestehenden noch weitere Besuche außerschulischer Lernorte von den KursteilnehmerInnen gewünscht. Je nach Möglichkeit versuche ich daher, zusätzlich zu den Angeboten von Together Frankfurt, weitere Museumsbesuche mit praktischen Workshop-Teil in den Wahlpflichtkurs zu integrieren. Gute Erfahrungen habe ich hier beispielsweise mit den kunstpädagogischen Angeboten des Städel Museums gemacht, welche sich auch hervorragend zum Thema Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsfindung eignen. Ideal wäre, wenn solch ein Angebot auch fest in das Programm des Gesamtpakets von Togehter Frankfurt aufgenommen werden könnte.

Frau Schäfer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.